"Nichts geschieht aus Zufall. Wenn etwas geschieht, können Sie sicher sein, daß es so geplant war."
[ Franklin D. Roosevelt ]

Das Quantitätsgesetz, wissenschaftliche Grundlage unseres Programms
- Teil 2 -

(aus FW Nr. 57, Mai-Juni 2013)

Wir haben im Rundbrief Nr. 56 gesehen, daß die sogenannte Umlaufgeschwindigkeit des (Bar-)Geldes der große Unsicherheitsfaktor ist, mit dem das kapitalistische Geldsystem "niemals fertig wird". Andererseits lässt sich die Eigenschaft "kapitalistisch" dieses Geldsystems, wie dort ebenfalls gezeigt wurde, sehr leicht durch Stabilisierung dieses Unsicherheitsfaktors eliminieren. Zur Erinnerung hier noch einmal die Formel der „bereinigten“ Quantitätstheorie:

(Bar-)Geldmenge x (dessen) Umlaufgeschwindigkeit Warenangebot auf dem Markte = Preise

Entscheidend für eine solche Stabilisierung ist dabei nicht, welchen Wert die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes annimmt, sondern dass sie konstant bleibt, ohne dass dieses Geld ständig durch Zinsversprechen in Umlauf gehalten werden muss, wie es derzeit der Fall ist. Dies gelänge mit Freigeld nach Silvio Gesell tadellos und wäre schon längst Realität, wenn mit dem Kapitalzins nicht auch unsere Ausbeutung verschwände.

Da ein solches Freigeld einfach zu realisieren wäre, das kapitalistische Geldsystem dann aber eben kein kapitalistisches mehr wäre - ein Graus für die Bezieher größerer Kapitalzinseinkommen, die spätestens nach Aufbrauchen "ihrer" Vermögen selbst anfangen müssten zu arbeiten - soll das natürlich ein Geheimnis bleiben. Verständlicherweise ist den wenigen Zinsgewinnern, zu denen sich jene mit einem Vermögen ab ungefähr einer halben Million Euro zählen dürfen, dazu jedes Mittel recht, und tragischerweise haben genau sie das Geld dazu, wirksame Mittel zu finanzieren.

Zur Geheimhaltung wurden und werden unzählige "Abwehr-Theorien" erfunden und über uns ausgeschüttet, über die man trefflich streiten kann, ohne dass dies irgendeinen Eindruck auf das Kapital machen würde - es sei denn, man wendet konsequent die Quantitätsgleichung an. Denn alle diese Theorien kommen nur mit erheblicher Mühe an oben genannter Formel vorbei, ja beruhen fast alle auf derselben kleinen Manipulation dieser Quantitätsgleichung - ein Glück im Unglück für uns!

Eine plumpe Möglichkeit der Manipulation der Quantitätsgleichung wurde bereits im Rundbrief Nr. 56 angesprochen: Ich ändere einfach die Formel ins Bedeutungslose und hoffe, dass es keiner merkt, oder noch besser, dass alle damit zufrieden sind (siehe „Quantitätsgleichung“ in Wikipedia). Es gibt jedoch noch eine raffiniertere Methode für jene, die auf solch einen plumpen Trick noch nicht hereinfallen mögen - dazu gleich mehr.

Doch kommt uns der Begriff Umlauf-"Geschwindigkeit" nicht schon verdächtig vor? Geschwindigkeit ist doch Weg pro Zeit. Spielt es etwa eine Rolle für die Wirkung des Geldes, also für die Nachfrage nach Waren, wieviel Kilometer pro Stunde das Geld zurücklegt? Keineswegs, entscheidend ist doch lediglich, wie oft dasselbe Geld pro Zeit zum Kauf benutzt, also umgeschlagen wird, an welchem Ort des jeweiligen Währungsgebietes auch immer, so dass die Quantitätsgleichung genaugenommen so interpretiert werden muß:

(Bar-)Geldmenge x Umschlaghäufigkeit (dieses Geldes) pro Zeit Warenangebot auf dem Markte (in dieser Zeit) = Preise

Ein fünfmal ausgegebener 20-Euro-Schein hat dieselbe Wirkung / erzeugt dieselbe Nachfrage wie ein einmal ausgegebener 100-Euro-Schein, wenn beides im selben Zeitraum stattfindet. Denken wir immer daran, wenn von der sogenannten "Umlaufgeschwindigkeit" die Rede ist - dann haben wir bereits eine mögliche Falle umgangen.

Was bedeutet nun aber die "Umschlaghäufigkeit des Bargeldes pro Zeit" praktisch? Sie wird nicht nur das Wandern der Geldscheine und -stücke von Hand zu Hand verkörpert, sondern auch - und heutzutage in überwiegendem Maße - vom sogenannten bargeldlosen Zahlungsverkehr! So genannt, weil er keineswegs ohne Bargeld stattfindet -auch wenn man es hier nicht mit eigenen Augen sehen kann (Stichwort: "Cash-Clearing"). Eine "Überweisung" ist eine GeldGUTHABENübertragung, mittels derer man zwar auch bezahlen kann, falls der andere das akzeptiert, aber es handelt sich hierbei nicht um Geld. Gehe ich allerdings zum Geldautomaten, wandele ich mein Guthaben in Geld um.

Der "bargeldlose" Zahlungsverkehr gehört zum Faktor
"Umschlaghäufigkeit des (Bar-)Geldes" der Quantitätsgleichung.

Diese Tatsache ist vielleicht nicht leicht einzusehen, aber der Schlüssel zum Parieren der meisten "Abwehr-Theorien" des Kapitals. Denken Sie am besten immer an den fünfmal ausgegebenen 20-Euro-Schein...

Die oben angekündigte raffiniertere Methode, uns zu verwirren, besteht nun darin, unzulässig die Faktoren (Bar)-Geldmenge und deren Umschlaghäufigkeit zu addieren und das Ergebnis salopp "Geld" bzw. "Geldmenge" zu nennen:

"Geldmenge" Warenangebot = Preise

Auf das obige Beispiel bezogen behauptet man damit, dass es sich bei dem fünfmal zum Kauf benutzten 20-Euro-Schein in Wirklichkeit um eine Geldmenge von 100 Euro handelt - was offensichtlich nicht stimmt, es waren nur 20 Euro, die lediglich fünfmal umgesetzt wurden! Ebenso behauptet man damit, dass unser aller Bank-Guthaben Geld seien. Dass es hier einen gravierenden Unterschied gibt, kann Ihnen jeder Teilnehmer eines Bank-Runs bezeugen.

Was hier wie eine Spitzfindigkeit erscheint, hat weitreichende Folgen. Durch diesen Trick wird der verräterische Unsicherheitsfaktor "Umlaufgeschwindigkeit" gut versteckt - und die Formel sieht dann fast genauso aus wie die Quantitätsgleichung mit Freigeld, die ja lautete (siehe Rundbrief Nr. 56):

Freigeldmenge Warenangebot = Preise

So bin ich also als "Retter des Kapitals" diesen verdammten Faktor wieder los und habe die Gleichung quasi in den vor-Gesell-schen Zustand zurückversetzt, der diesen verräterischen Faktor ja in die Formel hineinbrachte, und ihn dann auch noch zu "100%" zu machen trachtete (siehe Rundbrief Nr. 56) - eine wohl entsetzliche Vorstellung für all jene, die leistungslose Einkommen von uns beziehen (wenn man einmal vom angestrengten Warten auf die Zinseinkünfte absieht).

Dieser Trick begegnet uns auf Schritt und Tritt, ist in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen und fällt uns oft gar nicht mehr auf. Auch die Zentral- und Geschäfts-Banken machen dabei mit. In Kürze ein paar kapitalschützende Theorien und Vernebelungsversuche, die sich daraus ableiten:

  • die Theorie der "Kreditvergabe durch Geldschöpfung der Geschäftsbanken" / "multiple Giralgeldschöpfung" mit dem Ziel, die Geschäftsbanken als Sündenbock der Zins fordernden Sparer einzusetzen. "Die Banken sind schuld!" ist die versteckte Botschaft, das Kapital bzw. seine Nutznießer dürfen sich zurücklehnen.
  • die Theorie des sogenannten "Falschgeldsystems" / "Fiat Money"
  • die "Vollgeld"-Theorie
  • die "Geldmengensteuerung" der Zentralbank. Diese Bezeichnung soll verschleiern, dass die Zentralbank vor allem die Umschlaghäufigkeit der Geldmenge im Blick haben muss, auch wenn sie nebenbei auch noch die (Bar-)Geldmenge steuert. Somit kann sie nur sehr unzulänglich das Preisniveau stabil halten- was aber eigentlich ihre Kern-Aufgabe wäre. Dazu sind komplizierte "Geldmengenaggregate" erfunden worden (z.B. "M3"). Nur in einem Freigeldsystem würde sie tatsächlich allein durch die Steuerung der Bargeldmenge die Preise steuern können.
  • die Vermischung / Verwechslung der "Kreditvergabe" der Zentralbanken an die Geschäftsbanken mit jener der Geschäftsbanken an ihre Kunden. Hier wird derselbe Begriff für völlig verschiedene Dinge benutzt.
  • die Verwechslung der Begriffe "Sparen" und "Einsparen"
  • die Theorie der Möglichkeit einer "Schuldentilgung ohne Vermögensabbau“
  • die Theorie der "Bekämpfung der Arbeitslosigkeit" - die tatsächlich "Geldlosigkeit" heißen müsste, die man jedoch auf keinen Fall bekämpfen möchte
  • ... (und so weiter und so fort).

Wir können uns nur dadurch wirksam davor schützen, dass wir genau auf die Begriffe achten und lediglich Bargeld als "Geld" bezeichnen - wie es die bereinigte Quantitätsgleichung beschreibt und es der Realität entspricht. Dabei sind Bargeld nicht nur Scheine und Münzen, auch das sogenannte "Cash-Clearing" der Geschäftsbanken findet definitionsgemäß mittels Bargeld statt. Ebenso schöpfen die Zentralbanken tatsächlich Bargeld. Schonen wir die Geschäftsbanken mit falschen Vorwürfen, sie werden auch in einer Freiwirtschaft dringend gebraucht, denn wir werden dann Sparen können statt immer mehr Einsparen zu müssen! Allerdings werden wir sie von ihrem undankbaren Job befreien, neben dem Lohn für ihre Arbeit auch noch den Zins für ihre Sparer eintreiben zu müssen.

Nachdem wir all diese Verschwörungstheorien hinter uns gelassen und erkannt haben werden, wie technisch einfach - aller Komplizierungsversuche zum Trotz - eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus zu realisieren ist, werden wir uns endlich Wichtigem zuwenden können: Der praktischen Verwirklichung unserer Träume von jener Gesellschaft ohne Wachstumszwang, ohne Hetze und Quälerei, ohne Seelenbedrängnis, Schuldmedizin, Gehirnwäsche, Konsum- und sonstigem Terror.

"Hat jemand für sich keinen Warenbedarf, so hört er auf zu arbeiten, oder er verleiht den Geldüberschuß an andere, die mehr Waren kaufen müssen, als sie selbst augenblicklich zu verkaufen haben. Ist der Wettbewerb in einer Ware ... zu groß, so gehen die Preise dafür herunter. Lohnt sich die Erzeugung zu den herabgesetzten Preisen nicht, so wird jeder wissen, was er zu tun hat." (Silvio Gesell)

Werden wir wissen, was wir zu tun haben? Werden wir unsere Freiheit wiedergewinnen und genießen können, oder wie das freigelassene Tier immer wieder ängstlich in unseren Käfig zurück flüchten? Was werden wir in der frei werdenden Zeit, während unserer Arbeitslosigkeit, Sinnvolles tun?

Bereiten wir uns vor, die Zeit ist reif!

DFB

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